Geschichte
Ein kurzer Abriss der Geschichte Zillingdorfs von Mag. Claudia Koglbauer-Elian
Die Anfänge der Marktgemeinde Zillingdorf liegen nach wie vor im Dunkeln. Funde von Münzen im Ortsteil
von Zillingdorf-Markt lassen darauf schließen, dass es bereits in der Römerzeit eine kleine Ansiedelung
gegeben haben dürfte.
Wie und wann das heutige Zillingdorf entstanden ist,
ist noch unklar. Der Heimatdichter und Schullehrer
Josef Jelem stellte zu Beginn dieses Jahrhunderts
die Vermutung an, dass es im Mittelalter immer wieder
Ansiedelungen in unseren Gebiet gegeben hatte.
Diese wurden aber durch vorbeiziehende kriegerische
Völker wie Awaren und Magyaren zerstört.
Diese Erklärung scheint denkbar, wenn man die erste
(erhaltene) urkundliche Erwähnung Zillingdorfs
unter Friedrich III betrachtet. In dieser Urkunde aus
dem 15. Jahrhundert wird die Marktgemeinde
(Marktrecht vermutlich um 1455)
Zillingdorf der Propstei Wiener Neustadt „zur Erholung von den erlittenen Drangsalen“ einverleibt.
Türken und Kuruzzen
Bedingt durch die Grenzlage unserer Gemeinde konnte aber von Erholung noch lange keine Rede sein. Während der folgenden Jahrhunderte sollte der Ort besonders unter Einfällen der Türken und zu Beginn des 18. Jahrhunderts und unter den Verwüstungen der Kuruzzen zu leiden haben. Erwähnenswert ist auch der Überfall von wütenden Protestanten im Jahre 1605, dem unsere Kirche zum Opfer gefallen ist . Mit ihrem Aufbau wurde erst Jahre später, durch Anregung von Bischof Klehsl, wieder begonnen.
Bedingt durch diese Ereignisse, aber auch durch andere Katastrophen und durch Epidemien, sah sich Maria Theresia dazu veranlasst auch in dem Gebiet von Zillingdorf kroatische Familien zur Erhöhung der Bevölkerungszahlen anzusiedeln. Unter ihr und ihrem Sohn Joseph II fällt Zillingdorf endgültig an Österreich. Vermutlich dürfte es aber bereits zur Zeit Friedrichs III zum Erzherzogtum Österreich unter der Enns gehört haben. Ansonst ließe es sich nicht erklären, dass der Kaiser über dieses Gebiet verfügen konnte. Das Königreich Ungarn fiel ja erst 1526 an die Habsburger und gehörte auch nicht dem Verbund des hl. Römischen Reiches an.
Eigenständige Gemeinde
Zur Zeit der Koalitionskriege gegen Frankreich wurde Zillingdorf durch Plünderungen und Einquartierungen belastet. Das so schlecht begonnene 19. Jahrhundert brachte schließlich aber viele Erleichterungen. So wurde Mitte des Jahrhunderts die Marktgemeinde Zillingdorf als eigenständige Gemeinde konstituiert. Nach der Auflösung des Herrschaftsverbandes im Jahre 1848 war diese Eigenständigkeit möglich geworden.
Der im 19. Jahrhundert sich entwickelnde wirtschaftliche Aufschwung wird nur durch das immer wiederkehrende Hochwasser und durch mehrere Brände im Ort (va. 1858 und 1889), ein wenig gedämpft. Das Hochwasser bleibt auch bis in die heutige Zeit immer wieder Begleiter der Zillingdorfer und Zillingdorferinnen.
Die Zeit um die Jahrhundertwende kann als die Blütezeit Zillingdorfs bezeichnet werden. So entstand zu dieser Zeit ein Kinderasyl in der heutigen Neudörfler Straße, das Bergwerk wurde von der Gemeinde Wien übernommen und erlebte einen neuen Aufschwung, aber auch der Fremdenverkehr spielte in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg eine bedeutende Rolle. Mit dem Ersten Weltkrieg kam jedoch dieser Aufschwung wieder zum Stillstand.
Zweiter Weltkrieg
Die Ereignisse der Jahre 1938 bis 1945 spiegelten sich auch in der Gesellschaft von Zillingdorf wieder. Neben einem großen Bevölkerungsverlust, den der Weltkrieg verursacht hat, musste auch das Vereinsleben in Zillingdorf starke Einschnitte verzeichnen.. Bemerkenswert erscheint eine Anmerkung in der hiesigen Pfarrchronik, wo daraufhingewiesen wird, dass es bei der Abstimmung für den Anschluss ans Deutsche Reich immerhin zwei Gegenstimmen zu verzeichnen gab. Während der Zeit des Krieges gab es auch einige Widerstandskämpfer aus unserem Gebiet.
Im April 1945 wurde auch Zillingdorf von der Roten Armee besetzt und im Juni 1945 trat zum ersten Mal wieder ein provisorischer Gemeinderat zusammen. 1955 erfolgen die ersten Wahlen nach dem Krieg. Die folgende Zeit stand ganz im Zeichen des Wiederaufbaues, da auch in Zillingdorf der Krieg seine Schäden hinterlassen hatte.
In den folgenden Jahrzehnten wurden infrastrukturelle Verbesserungen durchgeführt und der Ausbau beider Gemeindeteile vorangetrieben. Heute, an der Schwelle zum 21. Jahrhundert befindet sich Zillingdorf in einer Umstrukturierung. Vor allem soziale Probleme gilt es zu lösen um in Zukunft einen hohen Lebensstandard zu gewährleisten.
Der Bergwerksbetrieb
Den ersten nachweislichen Betrieb auf Zillingdorfer Boden
gab es ab 1819. 1830 gelangte der Bergbau in den
Besitz des Alois Miesbach. Unter ihm und später unter
seinem Erben Heinrich Drasche erlebte der Bergbau eine
erste Blütezeit. Kohlengruben befanden sich nicht nur
an der Stelle des heutigen Ortsteiles Zillingdorf-Bergwerk,
sondern auch beim Zillingdorfer Wald. Die Kohle gelangte
über den Wiener Neustädter Kanal in die Ziegeleien des
Alois Miesbach in Inzersdorf. Auch vor Ort kam es bereits
im 19. Jahrhundert zur Ziegelproduktion.
In den 1870er Jahren, nach Verlust der Pachtrechte am Wiener Neustädter Kanal, gab Heinrich Drasche die Kohlenförderung in Zillingdorf auf. Um die Jahrhundertwende war es um das Bergwerk ruhig geworden. Erst 1912 wurde der Betrieb im großen Umfang wieder aufgenommen. Die Wiener Städtischen Elektrizitätswerke erwarben das Zillingdorfer Braunkohlewerk. Hier wurde, ebenso wie in Neufeld, Kohle abgebaut um damit im neuerrichteten Elektrizitätswerk in Ebenfurth Strom zu erzeugen. Mittels der 1916 fertig gestellten Fernleitung konnte somit die Gemeinde Wien mit Strom versorgt werden.
Besonders in den 1920er Jahren erlebte das Zillingdorfer Werk seine große Blütezeit. In zwei Tagbauen und einem Grubenbau wurde von bis zu 2000 Arbeitern Kohle gewonnen. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Gebäude des heutigen Ortsteiles Zillingdorf-Bergwerk. 1931 musste das Bergwerk aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt werden. Heute befinden sich an der Stelle der beiden Tagbaue, bedingt durch den erfolgten Wassereintritt, zwei Badeseen.
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